Mumbai - Ganesha Superstar
Ende August/Anfang September huldigt man in Mumbai Ganesha, einem der schillernden Superstars in Indiens Götterhimmel. Sowieso ist der 4-armige Bursche mit seinem Elefantenkopf allgegenwärtig, er dient als Werbeträger für Telefon- und Lebensmittelkonzerne. Sogar eine Zementfirma ziert sein Logo mit dem Antlitz Ganeshas, dem intelligenten Glücksbringer, der Reichtum verheißt und alle Hürden zu überwinden vermag. Natürlich spielt Ganesha auch in der alltäglichen Lebenswelt eine wichtige Rolle. In den Straßen werden ihm zu Ehren bunte Schreine errichtet, behangen mit farbenfrohen Stoffen und grell illuminiert. In Geschäften und Wohnungen hängen Bilder von ihm, immer begleitet von seinem zuverlässigen Reittier, einer Ratte.

Genesh laesst sich huldigen

Die zuverlässigste Klientel Ganeshas, der sich letztlich auch in der Götterwelt gegen eine Vielzahl mächtige Konkurrenten wie Shiva, Vishnu oder den Affengott Hanuman durchsetzen muss, sind Menschen, die Kopfarbeit leisten. Ist er seinen Anhängern wohl gesonnen, sorgt er für einen stetigen Fluss an guten Ideen. Man könnte sagen, Werbetexter, Medienleute und Kreative aller Art sind beim Elefantengott an der richtigen Adresse. Gute Ideen sind natürlich gleichbedeutend mit viel Geld. Arme Menschen sind demzufolge wohl nur Einfaltspinsel, die den falschen Göttern huldigen.

Um den Ideenfluss nicht abbrechen zu lassen, ist es wichtig, auf bestimmte Details zu achten. Es ist keineswegs ausreichend, sich sporadisch vor dem Elefantengott zu verbeugen und ein paar Rupien für sein Wohlergehen zu spenden; nein, man muss sein Heim, insbesondere den Eingangsbereich, mit einem doppelten Ganesha schmücken. Doppelt deshalb, weil einer nach vorne schauen muss, um den Ideenstrom nicht abreißen zu lassen und der andere blickt nach hinten und wehrt bei Gelegenheit Ungemach ab.

allmighty Ganesh

Und Ungemach ist dem gutmütigen Ganesha auch einst widerfahren. Ihm wurde der Kopf abgeschlagen. Zu diesem Unglück kam es, weil seine Mutter Parvati den kleinen Ganesha gebeten hatte, niemanden ins Haus zu lassen, denn sie musste entspannen bei einem Bad. Unglücklicherweise kam just zu dieser Zeit Shiva, der mächtige Zerstörer, vorbei und begehrte um Einlass. Als dieser ihm verwehrt wurde, platzte dem alten Aggrogott so was von der Kragen, dass er Ganesha kurzerhand den Kopf abschlug. Ein Unglück, denn bald sollte Shiva feststellen, dass Ganesha sein Sohn war. Er hatte ihn lange nicht gesehen und nun fühlte er sich schlecht. Als Wiedergutmachung versprach er, den Kopf zu ersetzen. Die nächstbeste Kreatur, die seinen Weg kreuzt, sollte dafür herhalten – und das war dann wohl ein Elefant, dessen Rüssel und Stoßzähne der kleine Ganesha seitdem durch die Götterwelt trägt.

Was sagt mir das nun, als jemand der von Haus aus nur einen Gott gewohnt ist? Nicht gleich den Kopf verlieren, wenn gute Ideen ausbleiben? Nicht sofort jemanden den Kopf abreißen, wenn es mal nicht läuft oder einem der Einlass verweigert wird? Beides ist wohl hilfreich, will man seinen (Ideen-)reichtum mehren und bewahren. Ganesha ist ab sofort auch mein Lieblingsgott.




lebemann g am 14.Sep 11  |  Permalink
dann stell Dich mal gut mit ganesha, daß er Dich vor rostigen zangen bewahrt