Leibesübungen
Mein Nachbar Yang ist ne echte Sportskanone – Sportlehrer und drahtig durch und durch. Bisher war er der Chef an den Tischtennisplatten der Changchun Foreign Language School. Aber das war einmal. Das ist jetzt ein Deutscher. Für ihn eine Riesenschmach, ist Tischtennis doch chinesischer Nationalsport. Dann und wann bittet er mich um Re-matches. Gestern habe ich ihm eine Audienz gewährt.

Es lief nicht gut für ihn. Wie gehabt kann er meine dreckige St.Pauli-Spielplatz-Vorhand nicht parieren. Wie Peitschenhiebe knall ich sie ihm Röbbeling-Style um die Ohren – er fing schon an zu lamentieren. Boden schmutzig, Schläger schlecht, das übliche eben. Und dann ging der Ball kaputt. Aus irgendwelchen Gründen stand uns auch nur ein Ball zur Verfügung. Hm? Spielabbruch. Vielsagend deutet er auf die Badmintonplätze direkt nebenan. Mist. Ich hasse Badminton. Aber drücken is nich.

Er hat auch prompt zwei Schläger zur Hand. Es geht los. Sofort hau ich Löcher in die Luft. Er lächelt siegesgewiss. Es geht weiter – ich hau noch mehr Löcher in die Luft. Jetzt lässt er sich dazu herab, mir die Schlagtechniken genauer zu erklären. Jetzt geht’s schon besser – aber noch immer schlecht. Nun kommen auch noch zwei weitere Kollegen des Weges und wollen ein Doppel. Zusammen mit Yang gegen die anderen beiden.


Wir harmonieren großartig. Yang rennt in jeden Ball und ich steh daneben. Er punktet ununterbrochen. Immerhin gelingen mir einige Zufallsschläge. Noch gelte ich nicht als völlig unfähig. Vor Satz 3 werde ich dann gewarnt: Die Gegner hätten nun doch mein Unvermögen durchschaut und wollen nur noch auf meine Seite spielen. Das taten sie dann auch. Yang hechtet nur noch durch meinen Bereich und ich trete zurück. Satz 3 und 4 verlieren wir trotzdem. Dann mussten wir aufhören – die Halle wurde geschlossen. Zum Glück. Nie wieder Badminton – werde jetzt Tischtennisbälle anschaffen, damit ich wenigstens an der chinesischen Platte ungeschlagen bleibe.