Auch in China bilden sich so langsam Subkulturen heraus. Mao- und Armeejacken, die einst als Einheitskleidung diente, sieht man nur noch auf Baustellen oder an alten Leuten in armen Stadtvierteln. Insbesondere die urbane Jungend sucht nach eigener Identität und hat offenbar eine starke Sehnsucht sich mit ihrem Kleidungsstil zu auszudrücken.
In der Schule eifern die Kids dabei gerne Basketballern nach. LeBron James und Kobe Bryant sind dabei die absoluten Lieblinge - natürlich auch Yao Ming. Viele Studenten trifft man im postmodernen Punk-Chic oder im Emo-Look.
Auch der schon oft totgesagte Metal ist hier äußerst lebendig - davon konnte ich mich am Samstag überzeugen.
Beginn war bereits um 16.00 Uhr. Im Laufe des späten Nachmittags und frühen Abends sollten insgesamt 6 Bands ihr Können unter Beweis stellen - und tatsächlich - um Punkt 4 ist der Laden gut gefüllt und die erste Band, Dreamworks, haut in ihre tiefergelegten Instrumente. Nach den ersten Akkorden dreht die Menge durch, mit allem was dazugehört: Stagediving, Moshpit, headbangen. Ich hätte nie gedacht, dass die chinesische Sprache, die sich in meinen Ohren mehr wie ein zärtlicher und lieblicher Singsang anhört, sich zu derart harter Musik eignet.
changchun rock city ii (wmv, 2,638 KB)
Nach nur etwa 20 Minuten ist Feierabend für Dreamworks. Die nächste Band entert die Bühne. Ihren Namen konnte ich leider nicht dechiffrieren - auf jeden Fall gehen sie auch gut nach vorne. Sie kommen irgendwie klssischer daher. Sowohl vom Klang als auch vom Aufzug. Fast alle Bandmitglieder haben lange Haare und Sänger und Gitarrist tragen Iron-Maiden Shirts - den auch hierzulande unbestrittenen Heroen des Genres.
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Trotz des grimmigen Sounds, macht das Publikum einen fröhlichen Eindruck. Während der Pausen wird viel gelacht und gejubelt - anders als auf ähnlichen Veranstaltungen in Deutschland, auf denen man sich ja gerne am Bier festhält und in der Ecke herumdrückt. Auch sind die Leute bunt gemischt - auf jeden Fall ihrem Äußeren nach zu urteilen. Mit dabei sind offenkundige Metalveteranen der ersten Stunde. Schon im forgeschrittenen Alter und gekleidet in Shirts der gängigen Schwermetallikonen aus dem englischsprachigen Raum. Panera, Slayer, Slipknot und natürlich Metallica. Zwischendurch brüllt mir einer 'Yeah, Fucking Hostile!' ins Ohr.
Neben den Vetreanen sind auch viele Jungs und Mädels anwesend, die offenbar noch nicht ganz darüber im Klaren sind, ob das, was sie da hören, auch ihrem Geschmack entspricht. Unsicher stehen sie vor der Bühne und wippen die Köpfe auf und ab.
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Spätestens als 'No Lies' die Bühne betreten, werden aber auch sie von der Menge mitgerissen. Genau wie ich, finden sie sich plötzlich im umherspringenden Mob wieder. Metal verbindet offenbar - auch in Changchun. Am Ende steht das Publikum mit dem weltweit gültigen Metalerkennungsgruß, dem abgepreizten Zeige- und Kleinen Finger, vor der Bühne und feiert sich selbst. Rock on China!
jan kammann am 12. September 09
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